Rohstoffe - Harz & weltweit
Die „klassische Quadratmeile der Geologie“...
ist eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts geprägte Bezeichnung für das Gebiet entlang des nordwestlichen Harzrandes zwischen Goslar und Bad Harzburg. Kaum anderswo lässt sich auf so engem Raum eine so große Vielfalt an Gesteinen und geologisch-tektonische Phänomene aus rund 400 Millionen Jahre Erdgeschichte studieren. Hinzu kommen bedeutende Erzlagerstätten.
Im Mittelpunkt steht die geologische Einheit des Oberharzer Devonsattels, der einen horstartigen Aufbruch darstellt und das Gebiet zwischen Oker, Langelsheim, Lautenthal und Hahnenklee-Bockswiese einnimmt. Den Kern bilden unterdevonische Quarzsandsteine („Kahleberg-Sandstein“), die der Verwitterung weitgehend widerstehen konnten und mit der 765 Meter hohen Schalke und dem 725 Meter hohen Bocksberg die höchsten Erhebungen im nordwestlichen Harzes bilden. Im Westen dominieren mitteldevonische Tonschiefer (Wissenbacher Schiefer), die im sog. „Goslarer Trog“ in Mächtigkeiten von rund 1000 m abgelagert wurden. Der dunkle, ebenmäßig spaltende Schiefer fand jahrhundertelang Nutzung als Dachschiefer und zur Fassadenverkleidung. Das Bild der zum UNESCO-Welterbe zählenden Goslarer Altstadt ist dadurch geprägt. Zeugnis von einem im Mitteldevon lebhaften untermeerischen Basaltvulkanismus geben Einschaltungen von Diabaslagern (z.B. bei Wolfshagen). Das rund 250 m mächtige Oberdevon umfasst bunte Tonschiefer, mergelige Kalksteine und Kieselschiefer.
Östlich An den Goslarer Trog schloss sich im Osten ein Flachmeerbereich („Westharzschwelle“), an, wo wesentlich geringer mächtige Schichten vorwiegend kalkiger Ausbildung abgelagert wurden. Hervorragende Aufschüsse dieser „Schwellenfazies“ bieten die Felsen bei Romkerhalle im Okertal, wo stark verfaltete Schichten des Mittel- und Oberdevons anstehen.
Erzlagerstätte Rammelberg
Umgeben vom mitteldevonischen Wissenbacher Schiefer ist die „syngenetisch“ entstandene Metallerzlagerstätte Rammelsberg. Mit ursprünglich rund 30 Millionen Tonnen sulfidischer Kupfer-Blei-Zink-Erze, die sich auf engsten Raum in zwei Lagern konzentrieren, handelt es sich um eines der metallreichsten Vorkommen weltweit. Die Bildung vollzog sich am Rande der Schwelle, wo an tief reichenden Störungen Hydrothermen aufstiegen. Der beim Kontakt mit dem Meerwasser ausgefällte Sulfidschlamm sammelte sich in Senken und wurde später zu mächtigen Erzlagern verfestigt. Während der Harzfaltung erfolgte eine starke Deformation, die zur Steilstellung und teilweisen Überkippung der Erzkörper führte.
Das Kellwasserereignis
In der Schichtenfolge des Oberdevons gibt es einen geringmächtigen schwarzen, fossilreichen Kalkstein, der Weltberühmtheit erlangte: der Kellwasserkalk. Benannt ist das Gestein nach seinem Originalfundpunkt im Kellwassertal bei Altenau. Das vor 372 Millionen Jahren (Grenze Frasnian / Famennian) entstandene Gestein zeugt vom zweiten von insgesamt fünf globalen Massenaussterben, die es im Verlauf der Erdgeschichte gegeben hat. Dieses sog. Kellwasserereignis war eine durch Veränderung der chemischen Beschaffenheit (Sauerstoffgehalt) der Ozeane verursachte globale Katastrophe, die das Verschwinden von mehr als der Hälfte aller Lebewesen zur Folge hatte. Markant ist das Absterben der großen Korallenriffe, die es damals auch in unserer Region gegeben hat (siehe Iberg).
Spur der Steine…
ist der Name eines ausgewiesenen Erlebnispfades, der rund um den 1986 aufgelassenen Diabassteinbruchs am Heimberg bei Wolfshagen führt. Hier wurde fast 100 Jahre lang ein mächtiger Körper von spilitisiertem Basalt aus dem Mitteldevon zur Gewinnung von Splitt und Schotter abgebaut. Nach rund 30 Jahren ist die einstige Abbaustätte weitgehend von der Natur zurückerobert worden.