Schwefel

Eigenschaften

Chem. Zusammensetzung: S
Systematik: Ib
Kristallsystem: Orthorhombisch / Monoklin
Härte: < 2
Dichte: 2,0 - 2,1
Farbe: Schwefelgelb mit Stich ins Grünliche, stroh- bis honiggelb, gelblichbraun. Rötliche, grünliche oder graue Farbtöne, resultieren aus Verunreinigungen, meist durch Selen.
Glanz: Fettig
Strich: Weiss

Beschreibung

Die Struktur der Elementarzelle besteht aus 16 S8 Molekülen, die in der Ebene (001) geldrollenförmig aneinandergereiht sind. Bekannt sind mehrere polimorphe Modifikationen. Als Kristalle kommen unter 95°C der orthorhombische Alpha-, und über 95°C monoklin-prismatische Beta-Schwefel der meist vulkanischen Ursprungs ist, vor. Der ebenfalls monokline Gama-Schwefel ist auch unter dem Namen Rosikyit bekannt. Der rhombische Schwefel hat in gewöhnlicher Ausbildung einen pyramidalen Habitus, charakterisiert durch die vorherrschenden (111) und die nie fehlenden (001) Flächen. Weitere Formen sind (100), (010), (110), (120), (130), (011) u.a.. Flächenreiche Kristalle sind selten, doch sind auch tafelige nach (001) bekannt. Zwillinge nach (101), (011), (110) und (111). Schlechte Spaltbarkeit, fast fehlend. Schmelzpunkt: 108°C. Schwefel entzündet sich bei 270°C. Schwefel kommt vor allem in derben Massen, nierenförmig, kugelig, faserig, erdig, mehlig vor, aber auch in Form von Knollen, Krusten, Zapfen, Stalagmiten und Stalagtiten oder als Überzug auf Gesteinen. Charakteristisch sind die schwankenden ptischen Eigenschaften bei unterschiedlichen Raumtemperaturen. Mit steigender Temperatur nimmt auch die Absorption zu. Röntgenstrahlen werden immer abgehalten. Entstehung: Schwefel als Kristall und als Lagerstätte wird unterschiedlich gebildet und ist weltweit verbreitet. Genetisch wird unterschieden:

  1. Vulkanischer Schwefel
    entsteht durch Sublimation aus heißen Gasen, Dämpfen, Fumarolen und Solfataren oder bei unvollständiger Oxidation von Schwefelwasserstoff, besonders in Kraterseen. Vulkanischer Herkunft ist neben dem orthorhombischen Alpha-Schwefel nicht selten auch der monoklin-prismatische Beta-Schwefel zu finden, doch sind es dann meist Pseudomorphosen.
  2. Sedimentärer Schwefel
    entsteht auf unterschiedliche Weise: Als Ausscheidungsprodukt von Bakterien, die Sulfate abscheiden. Zu finden ist so gebildeter Schwefel unter anderem in morastigen Küstengebieten. Häufiger wird er erst nach der Ablagerung von Sulfatgesteinen, Gips und Anhydrit, durch Reduktion mittels organischer Substanzen freigesetzt. So gebildet kommt Schwefel in Lagerstätten angereichert vor, und zwar in tektonisch beeinträchtigten Sedimentiten, wo er in Form von Gangfüllungen, Verkittungen von Klüften und Rissen, Hohlräumen und Impregnationen, anzutreffen ist. Aus solchen Funden stammen die gut auskristallisierten Schwefelstufen der bekannten Fundorte. Biochemisch kann Schwefel aus Sulfaten auch in ariden Gebieten, z. B. am Kaspischen Meer gebildet werden.
  3. Schwefel als Verwitterungsprodukt,
    vor allem von Sulfiden, wie Pyrit, Bleiglanz und Zinkblende, wobei diese Form der Entstehung nur zu kleinen Kristallausbildungen in Form von Rasen oder Krusten führt.
  4. Schwefel wurde auch als kugelige Konkretionen
    in Mergel, als Füllung von Schneckenschalen, in Drusen, z. B. im Marmor bei Carrara, als lokale Anreicherung in Steinkohle- und Braunkohleabbauen gefunden.
  5. Entstehungen durch antropogene Aktivitäten.
    So z. B. ist der ungewöhnliche Fund von 1854 (Ulrich) auf der Hütte in Oker/Goslar. In einer Tiefe von 2,5 bis 4 m wurden unter einem Erzrösthaufen durch Sublimation gebildete mehrere Millimeter große Schwefelkristalle gefunden.

Namensfindung

Schwefel war schon in frühesten Zeiten des Altertums bekannt, wobei angenommen wurde, dass er aus Vitriolsäure und einer brennbaren Materie besteht. Diese Meinung vertraten auch die Phlogistiker, eine Gruppe von Alchimisten, die gegen Ende des 16. Jh. eine Vorgängertheorie der heute als Oxidation bezeichneten Prozesse aufstellten. Für die Anhänger der Phlogiston-Theorie war Schwefel Bestandteil aller brennbaren Körper, dem sie den Namen PHLOGISTON gaben, was auch den Geschmack, den Geruch und die Farbe der Körper verursacht haben soll. So haben Kirwan (1784) und Emmerling (1796) im Schwefel noch 40% Phlogiston und 60% Vitriol bestimmt, obwohl Lavoisier schon 1772 reinen Schwefel aus Schwefelsäure hergestellt hat. Gay-Lyssacund Thenard stellte 1808 fest, dass Schwefel "einfach" sei und demnach ein Element. Kristalle beschrieb erstmals Romé d'Isle (1783), während Hauy (1801) weitere Daten zum kristallinen Schwefel ver­öffentlichte.

Bekannte Fundorte

Vulkanisch gebildete Kristalle sind aus allen rezenten Vulkangebieten bekannt. Pozzuoli und den Phlägreischen Feldern bei Neapel, auf der Insel Vulkano, am Ätna, auf Island und Japan, auf den Indonesischen Vulkaninseln Java, Celebes, in Mexiko, auf Hawaii, im Yellowstone Park, am Lassen Peak (USA) und den Vulkanender Anden. Bakteriell gebildet sind die schönen Formen aus Sizilien: Agrigent, Cianciana, Roccalmuto, Caltanisetta, Cattolica, Gibelina. Weitere Fundorte in Italien sind im Asphalt von Perticara, Romagna und der Toscana (Carrara, Siena) zu finden. In den USA in Luisiana, Texas; Nevada. Aus Deutschland sind mehrere Fundorte bekannt, von denen schöne Kristalle stammen. So z. B. Weenzen in Niedersachsen in Gips, auf Sulfiden aus der Bleierz-Grube bei Müsen und Siegen (Westfalen), Bodenmais und Wackersdorf (Bayern) und von Rippoldsau (Baden). Weitere Funde im Gips, Anhydrit und Salz von Stassfurt (Sachsen-Anhalt), Ilmenau,(Thüringen) und in den Braunkohleflözen von Frielendorf bei Kassel, Schmekwitz, Merka (Sachsen), Frankfurt /Oder, Küstrin (Sachsen).

Schwefel

Name:  Schwefel, derbe Kristalle
Größe:  Lange Bildkante 95 mm
Fundort:  Agrigent (Grigenti), Sizilien
Sammlung:  Geosammlung TU Clausthal, Mineralogische Sammlung